Die 9 „Presidi“ Slow Food in Apulien: Teil 2

Die ‚Agrumi del Gargano‘

Was ist das? Agrumi sind Zitrusfrüchte aller Art.

Was ist das besondere daran?

Die Agrumi del Gargano werden schon seit der Ankunft der Zitrusfrüchte im Mittelmeerraum auf dem Gargano als einzigem kommerziellem Anbaugebiet an der Adriaküste angebaut, und zwar hauptsächlich in drei Gegenden: in Rodi Garganico, in Vico del Gargano und in Ischitella. Um 1700 waren die Zitrusfrüchte aus dem Gargano weltberühmt und wurden, einzeln abgepackt in Seidenpapier, nach Nordeuropa und bis in die USA exportiert. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die kleineren und unansehnlicheren Früchte aus dem Gargano trotz ihres einzigartigen Aromas und ihrer ganzjährigen Verfügbarkeit von den schöneren und größeren Früchten aus Portugal, Spanien und Sizilien allmählich vom internationalen Markt verdrängt. Seit den letzten Jahren, nicht zuletzt im Zuge der Slow Food Bewegung und der Rückbesinnung und Kommerzialisierung geographisch typischer Produkte, erleben die Zitrusfrüchte aus dem Gargano wieder einen Aufschwung, auch weil die Vermarktung sich nicht nur auf die Früchte selbst beschränkt, sondern auch auf die aus ihnen hergestellten Spezialitäten: Liköre, Marmeladen, kandierte Früchte, Süßspeisen usw.

Die Gärten (giardini), wie die Zitrusfruchtanlagen des Gargano genannt werden, prägen heute noch auf einzigartige Weise die Kulturlandschaft der drei Hauptgemeinden Rodi, Vico und Ischitella. Sie sind in der Regel um Herrschaftshäuser herum angelegt und werden von Trockenmauern und Hecken aus Rohr, Steineichen und Lorbeer gegen den Wind und die Salzluft geschützt.

Eine Besonderheit des Zitrusfruchtanbaues auf dem Gargano ist die praktisch ganzjährige Verfügbarkeit frischer Früchte dank einiger verschiedener Sorten: Das Zitrus-Jahr beginnt auf dem Gargano im April und Mai mit den „Blonden“ („Bionde“) Orangen, die bis September geerntet werden können, ab Juni wird die „Limoncella“ geerntet, und um Weihnachten reifen die „Durette“ mit ihrem besonders knackigen Fruchtfleisch.

Die Zitronen „Femminello“ werden in zwei Typen unterschieden: die „Femminello a scorza gentile“, eine runde Zitrone mit besonders glatter, dünner Schale, die reich an ätherischen Ölen ist und einen intensiven Geschmack besitzt, und die „Femminello oblungo“, die geschätzt wird weil sie keine Kerne enthält.

Nicht zuletzt wird auf dem Gargano auch die „Melangolo“, die kleine bis mittelgroße, leuchtend orange-rote Bitterorange angebaut, ideal für die Herstellung von Marmeladen und Likören, zur Gewinnung ätherischer Öle, für die Körperpflege und zu Heilzwecken.

Wo bekommt man sie?

Natürlich im Gargano, aber mittlerweile sind sie auch im ganzen restlichen Italien erhältlich.