Die Strandsaison hat angefangen, und es ist definitiv an der Zeit, einen der Trümpfe Apuliens, nämlich die herrlichen Strände, vorzustellen.
Als Bewohner der Provinz Brindisi, noch dazu in Küstennähe, sehe ich das „Ans-Meer-Fahren“ eher pragmatisch und überlege in der Regel nur kurz, ob ich heute rechts nach Punta Penne (5 Minuten mit dem Auto) oder links nach Giancola (3 Minuten mit dem Auto) fahre, oder doch gar noch ein Stück weiter bis nach Apani (ganze 10 Minuten mit dem Auto). Ich selber bevorzuge die freien Naturstrände (spiagge libere), und nehme nur ein paar Handtücher und, seit die Kinder da sind, Sonnenschirm und Spielzeug mit.
Noch bin ich also nicht in die italienische Strandgeh-Oberliga aufgestiegen, die sich ganz professionell bewaffnet mit Tisch, Stühlen, Pasta al Forno, tragbarem Fernsehgerät oder Radio und den flachen Klappstühlen, die man gerade so ans Meer stellt, dass man von den Wellenausläufern gekühlt und durch den Wasserreflex extra gebräunt wird. Wer so equippt den Aufenthalt am Meer angeht, der genießt dann schon gerne mal die Annehmlichkeiten der Strandanlagen, wo man außer Kabine und Liegestuhl mieten auch einen gepflegten Caffè trinken kann, und wo sich die Kinder an der Bar ein Eis, Focaccia oder Chips und die Gatten ein Bier holen. Auch die Dusche danach und die Parkplätze im Schatten haben einiges für sich, habe ich mir sagen lassen, und in der Regel sind die Strände sauberer (auch wenn die öffentlichen, kostenlosen auch gereinigt werden) und es gibt einen (oder, wenn frau Glück hat :-)) mehrere Bademeister.
Jeder hat also so seine persönlichen Kriterien der Strandwahl, der eine mag es eher sandig, flach und zahm, der andere lieber felsig (iih, Sand zwischen den Zehen!) und bewegt, mit und ohne Animation (Watergym wird inzwischen häufig angeboten, oder auch Karaoke, Beachvolley usw.), schick oder familientauglich.
Welchen Strand also empfehlen? Ganz einfach: alle. In Apulien muss Strandurlaub nicht eintönig sein, sondern man darf das Strandhopping zur Kulturform erheben und ausgiebig zelebrieren. Gehen Sie einfach auf Entdeckungsreise.
Es gibt Sandstrände, Kiesstrände, Muschelstrände, Felsstrände (diese “scogli” sind beliebter als man meinen möchte, denn es gibt erstaunlich viele Menschen, die es hassen, nach dem Baden überall voll mit Sand zu sein) und der Touring-Club hat in der letzten Ausgabe über Apulien („Speciale quiTouring Puglia – il paradiso per tutti“, N. 51 Mai 2012, Touring Club Italiano) gleich 40 Strände vorgestellt, sortiert nach naturbelassen („wild“), für Familien („ausgestattet“), für Liebhaber der movida (mondän), und für Freunde des Ausgefallenen („besonders“).
Im Gargano findet man hauptsächlich die Klassen „wild“ und „ausgestattet“, während der Salent in allen Kategorien punkten kann. Wer es gerne mondän mag, der findet außer im Salent auch auf der Strecke Bari – Monopoli – Fasano geeignete Strände.
Insofern eignet sich der Salent für Strandhopping wirklich besonders gut, da man hier die verschiedensten Strände in relativ geringer Entfernung voneinander erkunden kann. Und man kann den Strandgang am vorherrschenden Wind ausrichten: herrscht Tramontana (steifer Nordwind), gibt es Wellen auf der Adriaseite und bei starkem Wind wird der Sandstrand zum Sandgebläse, während auf Seite des Ionischen Meeres das Meer ruhig und von tropischer Klarheit ist. Bei Scirocco (warmer Südostwind) ist es dagegen oft umgekehrt.
Aber Vorsicht, je länger man Apulien kennt, desto wählerischer wird man. Ein schönes Beispiel dafür sind meine neuen Arbeitskollegen, die letzten Sommer von Livorno nach Brindisi gezogen sind. Befragt, wie sie es denn hier fänden, waren sie voller Enthusiasmus über die schönen Strände um Brindisi herum. Dieses Jahr sind sie schon so verwöhnt, dass ihnen die meisten Badebuchten nicht mehr gefallen…
Mal abgesehen von meinen “Hausstränden” in Brindisi, sind meine Favoriten:
Penna Grossa bei Torre Guaceto (Provinz Brindisi). Angenehm, gut zu erreichen, und ausreichend bequem: Es gibt einen großen Parkplatz, von dem aus man zu Fuß ein Stück gehen kann, oder mit einen kleinen Zug zum Strand gebracht wird. Der Sandstrand ist herrlich und setzt sich in kleinen Buchten bis nach Torre Guaceto in den Kern des Naturschutzgebietes fort (kann man sich zu Fuß erwandern). In der Saison gibt es einen Stand mit Erfrischungen und die Möglichkeit, Liegen und Sonnenschirme zu mieten. Der Strand ist auch für Menschen im Rollstuhl zugänglich. Wer nicht nur Baden will, kann auch Fahrräder mieten oder mit besagtem Zug zum Eingang des Naturschutzgebietes fahren. Dort werden Führungen angeboten, man kann aber einfach auch nur herrlich spazieren gehen.
Würde ich da jeden Tag hinfahren?
Im Juni und September auf jeden Fall, denn es ist wenig los und der Strand ist einfach wunderschön. Im Juli und August auf keinen Fall, oder wenn nur am frühen Morgen oder am späten Nachmittag, denn sonst ist er mir einfach zu voll.
Punta Prosciutto auf der Ionischen Seite bei Porto Cesareo (Provinz Lecce): ein typischer Strand auf der Ionischen Seite, weißer Sand, türkisblaues, kristallklares Wasser, man könnte in den Tropen sein. Bequem: es gibt eine Bar, wo man sich auch hinsetzen kann und etwas essen. Mit dem Auto kann man recht nahe zum Strand hinfahren, im Sommer gibt es von der Provinz Lecce auch einen Bus, der die schönsten Strände anfährt.
Würde ich da jeden Tag hinfahren?
Nein, denn mal abgesehen davon, dass er mir zu weit weg ist (über 1 Std Fahrt), gilt hier das gleiche wie für Penna Grossa: im Sommer sehr voll. Zudem wäre es mir für jeden Tag zu eintönig. Aber für eine Woche oder so würde ich es schon mal machen 🙂
Torre Pozzelle (Proviz Brindisi, auf der Höhe von Ostuni): wieder in der Nähe eines ehemaligen Wachturmes, wie auch Torre Guaceto. Mit dem Auto kann man, wie es die Einheimischen gerne tun, fast bis ins Wasser fahren, es gibt allerdings auch mehrere „ordentliche“ Parkmöglichkeiten ohne das Risiko eines Achsenbruchs auf den holprigen Wegen. Inmitten der mediterranen Macchia liegen in nächster Nähe mehrere Buchten beeinander, sehr hübsche kleine Sand- und Felsstrände wechseln sich ab, man kann auch sehr gut schnorcheln und auch mal rausschwimmen, da das Wasser relativ schnell tief wird. Unsere Freunde kamen früher öfter mal von einer Schwimmrunde mit ein paar frisch gesammelten Muscheln zurück, die gleich vor Ort roh verspeist wurden. Man kann sich aber auch ein panino am Erfrischungsstand holen… Ein Vorteil von Torre Pozzelle ist, dass die Buchten unterschiedlich ausgerichtet sind, während es auf der Nordseite bei Tramontana eher aufgewühlt ist, sind die kleinen Buchten auf der windabgewandten Seite schön ruhig.
Würde ich da jeden Tag hinfahren? Jo, doch, würde ich schon, auch wenn im Juli und vor allem im August es auch hier ganz schön voll ist, auch dank des Campingplatzes gleich in der Nähe.
Ja, wenn ich diesen Artikel so durchlese, bekomme ich richtig Lust auf Sonne, Strand und Meer. Gleich mal hinter’s Haus gehen und schauen, ob es noch da ist 🙂
Juhu, danke für den Kommentar 🙂 und das schöne Kompliment! Ich schaue auch immer gerne mal bei Eurer Seite vorbei (http://leben-in-italien.webnode.com/), und: man ist so jung wie man sich fühlt (und das Foto ist von meiner Hochzeit 2006 *räusper*)!
Wunderbar beschrieben – genauso ist es an den Stränden! Und das Wählerische – auf den Punkt getroffen 😉
Wir leben seit einigen Jahren vor den Toren Gallipolis an der ionischen Küste Aluliens und haben auch die Wahl wie Du – 5 Minuten Sandstrand links, 7 Minuten Sandstrand rechts – dazwischen steinig und so kristallklar, dass man immer auf den Grund schauen kann.
Und alle Strände sind freie Strände, dazwishen immer mal eine Cafébar mit Liegen und Dusche und WC. Da gönnen wir uns gern in der Hochsaison ganz zeitig am Morgen ein italienisches Frühstück mit BLick auf den noch leeren Strand und das unwirklich blaue Meer, um uns dann bis 10.00 Uhr in die Fluten zu stürzen. Dann nix wie weg, denn Juli und August kommen dann die Touristen.
Vor der Hochsaison genießt man das Meer in vollen Zügen und hat es fast für sich alleine. Anders als in Deutschland machen ja hier alle Italiener gleichzeitig Urlaub/ Schulferien.
Freue mich sehr auf weitere Artikel, Du hast so eine flüssige und anschauliche Art zu schreiben, ein Vergnügen, Dich zu lesen..
Wer wir sind kann man in unserem kleine Blog nachlesen – so gnaggisch jung wie Du sind wir aber nicht mehr 😉
Liebe Grüße von
mamaleone aus Gallipoli
Hallo Christiane,
kann Deinen Freunden nur Recht geben, die Strände ganz früh am Morgen sind herrlich, und man hat sie praktisch für sich alleine. Falls Ihr auf neue Strände stosst, hoffe ich, Du schickst mir den Tipp!
Habe kurz auf Deine Seite geschaut, sehr interessant, vor allem der Hausbau-Teil, viel Glück und Spaß dabei!
LG Katrin
Ach, wenn ich das lesen, möchte ich sofort nach Puglia.
Wir waren ja schon so oft in Apulien und sind immer wieder begeistert von den vielen unterschiedlichen Stränden. Es stimmt, im August und vor allem am Wochenende ist es sehr, sehr voll. Unsere Freunde versuchen immer, uns morgens um 7°°Uhr mit an den Strand zu locken, hat bis jetzt aber noch nicht geklappt (im Urlaub so früh aufstehen nur um am Strand einen Platz zu bekommen!!!).
Obwohl wir es schon lieben, zwischen den ja doch meist italienischen Besuchern zu liegen. Da herrscht soviel Lebensfreude und nebenbei können wir unser italienisch verbessern.
Wir haben auf jeden Fall noch viel vor, wenn wir die Strände alle mal testen wollen.