Eigentlich wollte ich einfach nur kurz in einem Artikel die Messapier vorstellen, die Bewohner Südapuliens vor der Ankunft der Römer. Aber wie immer bei geschichtlichen Sachverhalten und vor allem in der Völkerkunde ist ein „nur kurz“ bestenfalls eine mehrhundertseitige Abhandlung, die, keinesfalls erschöpfend, einen Überblick über eine extrem komplexe Thematik und deren Behandlung durch die verschiedenen Historiker, Völkerkundler, Archäologen etc. im Lauf der Jahrhunderte bietet, ganz zu schweigen von der Analyse von Quelltexten, Ausgrabungen und Fundstücken.
Das kann für den einen oder anderen durchaus ein faszinierendes Thema sein, sprengt allerdings etwas den Rahmen eines nichtwissenschaftlichen Blogs ;-).
Deshalb gebe ich gerne die schöne Zusammenfassung des Gruppo Archeo Brindisi (www.archeobrindisi.it) von Danny Vitale und Antonio Mingolla weiter, die im italienischen Original auf Brindisiweb.it zu lesen ist.
Die Messapier, erster Teil
Im Anschluß an die Bronzezeit (1200 v. Chr.) lebte in Apulien das Volk der Japygier, das sich aus Messapiern (Südapulien), Peuzetiern (Mittelapulien) und Dauniern (Nordapulien) zusammensetzte.
Die Geschichte
Die Messapier waren ein Volk von Bauern und Schäfern, berühmt auch als geschickte Pferdezähmer, als ausdauernde Kämpfer zu Pferd und als Bogenschützen. Die Knappheit an historischen Quellen erlaubt es nicht mit Sicherheit, die Ursprünge dieses Volkes und die der Japygier im Allgemeinen zu bestimmen. Die erste dokumentierte Quelle stammt von Hesiod (griechischer Dichter, der zwischen dem 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. lebte), und natürlich handelt es sich eher um einen Versuch, die Ursprünge der Japygier zu legitimieren als um geschichtliche Fakten. Tatsächlich identifiziert der Dichter die Ableitung des Namens Japygier von Iapetos (Figur der griechischen Mythologie), während nach Herodot (485-425 v. Chr.) die Messapier von den Kretern abstammen, die sich infolge eines Schiffbruchs in Apulien niederließen und in der Folgezeit den Namen Japygier-Messapier annahmen.
Die Herkunft der Messapier ist umstritten: „Volk zwischen den zwei Meeren“ oder „Nachfahren von Messalus“?
Manche Wissenschaftler sind der Meinung, dass der Name Messapier „Volk zwischen den zwei Meeren“ bedeutet, andere glauben, dass er vom Namen des Königs Messalus abgeleitet wurde. In Wirklichkeit sind die geschichtlichen und archäologischen Hypothesen über die Herkunft der Messapier unterschiedlich und widersprüchlich. Eines scheint sicher, die Japygier sind das Ergebnis einer Vermischung einheimischer Völker, die seit dem Paläolithikum im Gebiet des heutigen Apulien lebten, mit den verschiedenen Migrationsflüssen, die im Lauf der Zeit aufeinander folgten: Mykener, Völkergruppen aus Anatolien und aus Epyrus, und zuletzt die Illyrer (eine Volksgruppe aus dem Balkan).
Obgleich unter starkem Einfluss der griechischen Kultur, waren die Japygier und besonders die Messapier in der Lage, sich eine eigene Identität und Autonomie zu erhalten. Paradoxerweise kämpften zu Beginn des 4. Jahrhunderts v. Chr., nur wenige Jahre nach der Schlacht der Thermopylen in der Leonidas starb, um die Freiheit der Griechen zu verteidigen, die Ahnen der Apulier für genau dieselben Ideale, allerdings waren die Unterdrücker dieses Mal ausgerechnet Männer spartanischer Abstammung (die rebellischen Enkel der Spartaner, die im 8. Jahrhundert v. Chr. ihre Geburtsstadt auf der Suche nach neuem Land verließen und dabei Tarent gründeten). Dieser Widerstand der kriegerischen japygischen Völker gegen den Versuch der Tarantiner, Sklaven zu erbeuten, war lang und ausdauernd. In der Tat fügten 473 v. Chr. die Messapischen Reiter und die kämpfenden Peuzetier und Daunier den Ex-Spartanern eine empfindliche Niederlage zu, die den Fall der tarantinischen Aristokratie zur Folge hatte. Herodot berichtet, dass es das größte Blutbad seiner Erinnnerung war. Grund hierfür war der Einfall in Carbinia (das heutige Carovigno) seitens der Tarantiner, die, nachdem sie die Stadt verwüstet hatten, Frauen und Kinder zusammenscheuchten, auszogen und nackt in den Tempeln den Blicken und Belästigungen all derer aussetzten, die ihre Gelüste befriedigen wollten.
Der Kampf für die Unabhängigkeit des Salent endet erst 266 v.Chr. mit der Angliederung an Rom
338 v. Chr. griff Archidamos III (spartanischer König) Manduria an, wurde aber besiegt. Die Tarantiner hatten den Einfall, Alexander Molossos von Epyrus (den Onkel von Alexander dem Großen) zu Hilfe zu rufen – diesem aber, anstatt die Messapier zu bekämpfen, gelang es, die beiden Parteien zu versöhnen. Das Vordringen oskischer Bevölkerungsgruppen (Indoeuropäer sannitischer Abstammung aus dem vorrömischen Kampanien) zwang die Messapier, die Tarantiner und die Römer zu einer Allianz, um die Sanniter aufzuhalten. Die ersten beiden sannitischen Kriege (343-304 v. Chr.) endeten mit einem Nicht-Angriffs-Pakt zwischen Römern und Tarantinern, in dem die Römer sich verpflichteten, Kap Lacinio (heutiges Kalabrien, bei Crotone) nicht zu überschreiten. Aber 303 v.Chr. brachen die Römer diesen Vertrag und fuhren mit einem Schiff in den Hafen von Tarent ein, und lösten damit einen Krieg zwischen Rom und Tarent aus. 280 v. Chr. verbündeten sich die Messapier mit Tarent und Pyrrhus (ein Verwandter Alexander des Großen) traf zur Verteidigung der Tarantiner mit 30.000 Mann und 20 Elefanten ein. All dies war nicht ausreichend, tatsächlich besiegten die Römer 275 v. Chr. das Heer des Epyrerkönigs. Die Messapier, trotz der Niederlage der Tarantiner, setzten ihren Kampf gegen Rom bis 266 v. Chr. fort, das Jahr, in dem der Salent dem Staat Rom angegliedert wurde und die Römer den Hafen von Brindisi in Besitz nahmen. …