Wieder ein Beitrag von brindisiweb.it zu einer antiken Tradition in Brindisi, die sich bis Mitte des letzten Jahrhunderts gehalten hat.
Weit zurückliegenden Ursprungs, der sicher in einem der letzten Überbleibsel des griechischen Ritus zu suchen ist, der einst im gesamten Salent verbreitet war, spielte sich diese originelle religiöse Tradition regelmäßig, und mit einer breiten Gefolgschaft, bis zu ca. Mitte des 20. Jahrhunderts ab.
An diesem Tag sang man das Hosanna (hiervon abgeleitet der dialektale Begriff lu Sannà oder lu Sannai), die Epistel und das Evangelium der Messe in griechischer Sprache auf einem Hügel am Rande der Stadt in der Nähe der antiken Kirche der Kapuziner. Heute befinden sich an diesem Ort Verwaltungsgebäude der Stadt und die ehemalige öffentliche Waage, am Scheitelpunkt der Straßen, die in eben der „Via Osanna“ zusammentreffen. Pasquale Camassa, in seinem „Führer von Brindisi“ (1897), beschreibt diesen Ort so:
„wenn man aus der Porta Mesagne tritt und die Straße von S. Vito nimmt, kann man einen Hügel beobachten, der zu guten Teilen von Sukkulenten bedeckt ist, überragt von einem kleinen Platz, auf den man über eine Treppe gelangt. Auf diesem viereckigen Platz, der einmal der Boden eines griechischen Kirchleins war, erhebt sich noch heute in der Mitte eine kleine Säule mit einem steinernen Kreuz. An der Seite befindet sich ein Außenlesepult aus Stein, das den antiken Ambo darstellt. Im Untergrund werden seit langer Zeit einige fromme byzantinische Bilder verehrt, die mit griechischer Einfachheit gemalt sind.„.
Auf den Hügel in der Form eines abgeschnittenen Kegels gelangte man ursprünglich über Treppenstufen, die auf allen vier Seiten angelegt waren.
Die Prozession des Kapitels begann in der Kathedrale, durchlief die Straßen der Stadt und endete auf dem Hügel, in dessen Mitte sich die Marmorsäule mit dem Kreuz befand, datierbar auf das 9.-10. Jahrhundert, und die heute im Inneren der Kirche Santa Maria del Casale aufbewahrt wird (siehe linkes Foto).
1645 gab es einen Versuch von Mons. Odriscol, diese Tradition zu verbieten, seiner Meinung nach keineswegs angemessen für die christliche Kirche, aber seine Vorgesetzten in Rom entschieden sich für ihre Erhaltung.
Obwohl das Hosanna bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Niedergang war und die griechische Kapelle (Krypta) als Stall benutzt wurde, ging man dem Ritus vermutlich bis in die 50er Jahre hinein nach, soweit sich die letzten Zeitzeugen dieses Ereignisses erinnern können.
Der Brauch, das Evangelium in griechisch zu lesen, wird bis heute in der Kathedrale fortgesetzt.
Oben links: graphische Rekonstruktion der Gegend – Zeichnung von Pino Nardelli (Klick auf das Bild zur Vergrößerung)